Eradikation (Heilung)
Wenn man bei der HIV-Infektion von Heilung spricht, muss man zwischen Eradikation, d.h. vollständiger Eliminierung/Entfernung des Krankheitserregers aus dem Körper und funktioneller Heilung unterscheiden. Bei der funktionellen Heilung gelingt es den Patienten, die Virusvermehrung trotz Absetzen der antiretroviralen Therapie auf einem niedrigen Niveau zu halten, ohne dass das Virus aus dem Körper komplett entfernt wurde. Bisher sind einige Fallberichte bekannt geworden, die nach einer meist über mehrere Jahre andauernden HIV-Therapie eine funktionelle Heilung vermuten lassen (so genannte „Post Treatment Controller“). Eine sehr frühe Behandlung noch während der akuten HIV-Infektion scheint einen entscheidenden Einfluss zu haben.
Die große Hürde für eine Eradikation sind die langlebigen HIV-Reservoire. Selbst wenn unter Therapie im Blutplasma kein Virus mehr nachweisbar ist, d.h. die aktive Virusvermehrung geblockt wird, findet man in der Regel in den „ruhenden“ CD4-Gedächtniszellen noch die genetische Information des HI-Virus (in Form von proviraler DNA). Deshalb kommt es in der Therapiepause oft innerhalb weniger Wochen zum Wiederanstieg der Viruslast.
Früherer Therapiebeginn
In den letzten Aktualisierungen der verschiedenen Leitlinien zur HIV-Therapie zeigt sich ein Trend zum früheren Therapiebeginn. Gründe hierfür sind unter anderem neue immunologische Erkenntnisse und die in der SMART-Studie gehäuft aufgetretenen Begleiterkrankungen aus dem Herzkreislauf-, Nieren- und Leberbereich bei HIV-Patienten ohne antiretrovirale Therapie. Neben der Erwartung eines günstigeren klinischen Verlaufes für die Patienten hat auch die Verfügbarkeit einfacherer und besser verträglicher Therapieregime entscheidend zu den Änderungen der Empfehlungen beigetragen.
Bei Klärung der Frage wann der ideale Zeitpunkt für den Beginn einer antiretroviralen Therapie ist, soll die START Studie weiterhelfen. Zwischen 2009 und 2013 wurden 4.688 asymptomatische HIV- Patienten mit einer CD4-Zellzahl von mehr als 500/µl in diese Studie aufgenommen und in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe sollte sofort mit der Therapie beginnen, die andere Gruppe sollte warten bis die Helferzellen unter 350/µl fallen. Ergebnisse sind Ende 2016 zu erwarten.