Therapiepausen, auch Drug Holidays oder STI (strukturierte Therapieunterbrechungen) genannt, gehören zu den in den letzten Jahren häufig diskutierten Vorgehensweisen in der HIV Behandlung. Sie sind als experimentell und nicht als Standardvorgehen zu bewerten.
Bei nahezu allen Patienten, die ihre Therapie absetzen, kommt es innerhalb weniger Wochen zu einem Wiederanstieg der Viruslast – auch wenn sie zuvor mehrere Jahre unter der Nachweisgrenze lag. Im Verlauf kommt es zu einem Abfall der Helferzellen.
Die Auswirkungen von strukturierten Therapieunterbrechungen bei Patienten mit stabilem Immunsystem wurden in der SMART-Studie, einer großen internationalen Studie mit fast 5500 Teilnehmern, untersucht. Bei etwa der Hälfte der Patienten wurde die Gabe der Medikamente unterbrochen und erst bei einem Abfall der CD4-Zellen unter 250/µl wiederbegonnen. Die andere Hälfte führte die Therapie ohne Unterbrechung fort.
Anfang 2006 wurde die SMART-Studie nach einer Zwischenauswertung vorzeitig abgebrochen, weil es in der Therapiepausengruppe zu einem häufigeren Auftreten von opportunistischen Infektionen (AIDS) und Todesfällen gekommen war. Des Weiteren traten in dieser Gruppe auch häufiger Herzkreislauf-, Nieren- und Lebererkrankungen auf.
In anderen, meist kleineren, Studien zum Thema Therapiepausen konnten diese negativen Effekte nicht gezeigt werden. Heute zählen strukturierte Therapiepausen nicht zum Standartvorgehen in der HIV-Therapie. Dennoch gibt es weiterhin im Rahmen einer individuellen Therapie Situationen in denen eine Therapiepause erwogen werden kann, z.B. bei Therapiemüdigkeit oder Nebenwirkungen.
Patienten, die ihre Therapie unterbrechen sollten sich über das erhöhte Infektionsrisiko während Therapiepause bewusst sein und die Therapiepause mit Ihrem Behandler zusammen planen, auch um mögliche Resistenzbildungen zu vermeiden.